Fuck off, Feminismus?!
Es liegen Jahrzehnte der Feminismus-Bewegung hinter uns.
Sicher, es hat sich viel getan, wir Frauen dürfen heute einem Beruf nachgehen, können studieren und unseren Stimmzettel an der Wahlurne abgeben. Zugegeben, das klingt jetzt etwas zynisch.
Was verbindest du heute mit dem Wort Feminismus? Denkst du direkt an unattraktive Männerhasserinnen, zickige Frauen oder altjüngferliche Suffragetten?
Alles irgendwie überholt und altmodisch?
Es scheint fast so!
Ich habe das Gefühl, dass wir gerade weltweit wieder riesige Rückschritte machen wenn es um Frauenrechte und Feminismus geht.
Weißt du, wann zum Beispiel das Frauenwahlrecht in Afghanistan erstmals eingeführt wurde? Sage und schreibe 1919. Heute haben dort Eichhörnchen und Vögel mehr Rechte, als Frauen. Die können wenigstens frei in Parks herumlaufen oder ihre „Stimme erheben“ und singen.
Wir müssen aber gar nicht so weit gehen. Selbst in Deutschland erlebe ich gerade einen Schritt zurück.
Es gibt mehr Abiturientinnen als Abiturienten, und das noch mit den durchschnittlich besseren Noten. Die Unis sind voll von jungen, bestens ausgebildeten Frauen. So beträgt der Frauenanteil zum Beispiel beim Studiengang der Architektur stolze 63%. Schaut man dann mal, wer die Städte, Krankenhäuser, Spielplätze, Schulen etc. plant, so sind da federführend kaum Frauen zu finden. Von den 63% im Studium schaffen es dann ganze 8% zu einem eigenen Architekturbüro. Und dabei werden die geplanten Anlagen oft deutlich häufiger von Frauen genutzt.
Schaut man in die Vorstandsetagen deutscher DAX-Unternehmen, so finden sich dort mehr Männer mit dem Vornamen Christian, als Frauen insgesamt. Das ist auch nicht neu, nur der Vorname hat sich im Laufe der Jahre geändert.
Das Verhältnis von männlichen und weiblichen Abgeordneten in den Parlamenten hat sich über die Jahre hinweg zwar deutlich verbessert. Dennoch liegt der Anteil der Parlamentarierinnen im Deutschen Bundestag auch im Jahr 2021 lediglich bei 34,7 Prozent.
Dass man(n) in den 50er Jahren vielleicht noch überzeugt war, dass Frauen das „schwache Geschlecht“ seien, denen man solche Aufgaben nicht zumuten könne, ist zwar traurig, aber verständlich. Wir waren alle noch nicht so weit.
Dass es aber im Jahr 2025 noch sehr ähnlich ist, verwundert und bestürzt mich.
Ich erlebe den Trend der Trad-Wifes, der sogenannten traditionelle Hausfrauen, im Internet. Und ich frage mich, wer diese Frauen sind, die als Influencerinnen top gestylt in der Küche stehen und oft mit langen, manikürten Nägel einen Kuchen backen. Schließlich soll es der Göttergatte doch gut haben.
Wen wollen diese Frauen eigentlich erreichen?
Frauen, die genervt von den Boys-Clubs in Unternehmen die Nase voll haben und glauben, dass sie in der traditionellen Rolle weniger Stress und Arbeit haben, wenn sie ausschließlich für Mann und Kinder da sind? Übersehen diese Frauen, dass sich gutes Geld verdienen lässt im Internet? Und dass sich diese „erfolgreichen Trad-Wifes“ keineswegs in eine Abhängigkeit begeben oder befinden?
Wer sich heutzutage auf einen Partner verlässt, kann ganz schnell dumm dastehen. Und damit ist nicht nur die beachtliche Scheidungsrate gemeint. Der Gefahr, dass sich der Partner mit einem Trad-Wife nicht mehr zufrieden gibt, ist ziemlich groß. Aber was passiert, wenn der Partner stirbt, arbeitsunfähig wird oder schwer erkrankt?
Tatsächlich sind ein Großteil der von Altersarmut Betroffenen Frauen. Und das selbst dann, wenn sie einen Vollzeitjob hatten oder haben.
Wird diese Bewegung gesteuert und unterstützt von Männern, die es natürlich bequem finden, wenn sie von allen häuslichen Verpflichtungen befreit werden?
Das alte Rollenbild wird auch gerade wieder in der Politik propagiert. Die AFD setzt vermehrt auf traditionelle Werte und Frauenbilder. Sowohl Scholz als auch Merz finden, dass ein Ministerposten nichts für Frauen ist. Und in allen anderen Parteien sieht es auch nicht so viel anders aus.
Werden gerade die Errungenschaften unserer Mütter und der Boomer-Generation wieder in die Versenkung geschickt?
Vielleicht fragst du dich, warum mich dieses Thema so triggert und warum ich es so wichtig finde, es immer wieder deutlich anzubringen.
Hier sind zwei Beispiele, die mich schon vor Jahren geprägt haben:
Ein junges Mädchen erhält mit 17 Jahren den Friedens-Nobelpreis, als jüngste Preisträgerin aller Zeiten! Und das in einem Land, in dem Bildung und Karriere für Mädchen oder Frauen in keiner Weise so normal ist, wie bei uns.
Und nicht nur, dass diese junge Frau für ihre eigene Bildung gekämpft hat, nein, sie hat sich mit einer unglaublichen Energie und Unbeugsamkeit für das Recht auf Bildung und Gleichberechtigung aller Mädchen eingesetzt. Und das wohl wissend, dass sie Tag täglich ihr Leben dabei aufs Spiel setzt, weil Männer in ihrem Land sich von ihr und ihren Ansichten bedroht fühlen. Als sie noch ein Kind war, wurde ihr Schulbus überfallen und sie gezielt angeschossen und schwer verletzt. Du weißt, von wem ich spreche, oder? Von der damals noch sehr jungen Malala Yousafzai.

Und dieses außergewöhnliche Mädchen ist kein Einzelfall.

Auch diese junge Frau hat im Stillen für das Recht auf Bildung und Gleichberechtigung für Mädchen und Frauen gekämpft.
Maud ist heute etwa Mitte oder Ende zwanzig und seit sie 5 Jahre alt ist hat sie sich auf ihren beschwerlichen und oft unpassierbaren Schulweg gemacht. Mit 14 war sie die jüngste Universitätsstudentin in Afrika. Auch dieses Mädchen kämpfte für die Bildung von Mädchen, gegen Misshandlung und Zwangsverheiratung ihrer Geschlechtsgenossinnen und für Gleichberechtigung.
Zugegeben, diese Beispiele sind schon älter. Aus den Mädchen sind erwachsene Frauen geworden. Aber sie haben mich in meinem Denken und Tun immens beeinflusst.
Sie haben bewiesen, dass es unglaubliche Stärke in Frauen gibt, die es nur zu befreien gilt. Und das Spannende ist, diese Stärke steckt in jeder von uns! Wir dürfen sie nur entdecken!
Welche Rolle spielen Rollenbilder?
Ich finde, wir Frauen können nicht verlangen, dass sich alles zu unseren Gunsten verändert, wenn wir selbst nicht den Weg beschreiten und bereiten.
Das fängt schon bei der Erziehung an. Solange der Sohn stolz betrachtet wird, wenn er sich rauft und laut ist („Toll, der wird sich später mal durchsetzen können“) wo hingegen die Tochter ermahnt wird „Sei nicht so (vor-) laut, schaffen wir bei den später jungen Erwachsen kein neues Fundament.
Solange die Tochter mehr nach ihrem Äußeren beurteilt und auch dafür gelobt wird, ändert sich nicht.
Solange Jungen (von den Müttern) von der Hausarbeit ausgeklammert werden, oder im Gegenzug Mütter verständnislos angesehen werden, wenn ihre Söhne gerne stricken oder kochen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie es auch als Erwachsene später nicht tun.
Solange die Sekretärin in der Schule bei einem Notfall automatisch die berufstätige Mutter anruft, obwohl die Nummer des Vaters auch hinterlegt ist, mit der Begründung, sie wolle „den Papi nicht bei der Arbeit stören“, bleibt alles beim Alten.
Solange die kurze Elternzeit des Vaters für einen langen gemeinsamen Urlaub genutzt wird, Väter aber auch heute kaum in die reale Elternzeit und die Kinderbetreuung und Erziehung eingebunden werden, darf sich keiner wundern, wenn diese es freiwillig auch nur unzureichend tun.
Solange die familiäre Care-Work (übrigens auch für die Schwiegereltern) fast ausschließlich in Frauenhänden liegt, wundert es nicht, wenn Frauen irgendwann aus Überforderung aufgeben und dann eben die Karriere auf Sparflamme kochen lassen.
Ich denke, wir alle dürfen unser Verhalten überdenken. Erziehung hin oder her, es ist bestens falls eine Erklärung, aber keine Entschuldigung.
Hier komme ich ins Spiel. Ich arbeite als Mentorin und verhelfe Frauen zu mehr Selbstvertrauen, Sichtbarkeit und Hörbarkeit.
Wenn (Lebens-) Träume erfüllt und gelebt werden wollen, dann braucht es dafür eben ziemlich viel Mut und manchmal auch ein klein wenig Hilfe.
Aber nur wer um Hilfe bittet, kann erwarten, sie auch zu bekommen!
„Die beste Investition, die du tätigen kannst, ist die Investition in dich selbst. “ – Warren Buffett
Ich bin felsenfest überzeugt, dass wir alle, mich eingeschlossen, noch lange nicht unser volles Potential leben. Macht es da nicht Sinn, mal zu sehen, was alles noch in uns steckt?
Und ich bin überzeugt, dass wir alle gemeinsam, Männer und Frauen, noch ganz viel zum Positiven bewegen können!
Wie siehst du das? Schreib mir gerne deine Meinung dazu!