Frauentag 1

Blumen statt Taten

Am Samstag, den 8.03. ist Weltfrauentag – wieder.

Es gibt wieder wunderbare Frauenveranstaltung, überall.

Der Chef überreicht seiner Sekretärin an dem Tag gerne den obligatorischen Blumenstrauß. Dann ist wieder Business as usual. Blumen statt Taten.

Dann kommen Anfragen an Keynote-Speakerinnen. „Gerne würden wir Sie auf unserem Event als Motivations-Rednerin begrüßen!“ Aber bezahlt werden soll dann dafür nicht ein Cent! Nicht mal Spesen. Denn Geld ist für diese Veranstaltung natürlich keines da.

Ich denke, es gibt keinen Mann, der überhaupt jemals eine Anfrage hatte, wo er unbezahlt und noch mit Kosten einen Auftrag übernehmen sollte.

Auch dieses Jahr macht unsere Ministerpräsidentin in MV, Manuela Schwesig, wieder eine wirklich tolle Frauentagsveranstaltung, bei der ich schon öfter teilgenommen habe. Dort wird dann auch die Frau des Jahres nominiert.

Nicht missverstehen, sowohl die Veranstaltung als auch die Intention und die Verkündung der Frau des Jahres sind wirklich hochkarätig und gut! Absolut!

In ganz Deutschland werden viele Blumen verteilt, tolle Reden geschwungen und besonders Männer beweihräuchern sich, wie fortgeschritten und gut doch alles ist und wie wichtig Frauen sind!

Und es wird, mal wieder, über die Gender Pay Gap, die Lücke zwischen dem Einkommen von Männern und Frauen, diskutiert. Bei gleicher Tätigkeit wohl gemerkt.

Yeah….

Aber ändern tut sich nichts!

Aus der Verantwortung kaufen geht leicht

Versteht mich nicht falsch. Ich bin durchaus ein Freund des Weltfrauentages. Wenigstens ein Tag im Jahr, der im Namen der Frauen steht und auf die Situation vieler Frauen aufmerksam macht.

Allerdings lässt es mich jedes Mal Galle spucken, wenn das bedeutet, dass man sich mit einem Jahrestag (und dem damit verbundenen Feiertag in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, da freuen sich die Männer doch besonders!) aus der weiteren Verantwortung kauft.

Sowohl die Politik, als auch Unternehmen.

Wir haben das Jahr 2025

Klingt das für dich ein wenig dramatisch? Nach dem Motto, Frauen sind schwierig, undankbar und stellen sich an? Sie haben doch heute schon alle Rechte. Viel mehr als die armen Männer, die ausgebeutet werden um die Frauen und Kinder zu ernähren?

Schauen wir mal.

Frauen machen 51% der Bevölkerung aus, aber 70% der Armen.

83% der Alleinerziehenden sind Frauen.

Sie schaffen 66% der Arbeit und produzieren 50% der Lebensmittel, verdienen aber nur 11% des erwirtschafteten Geldes und besitzen 1% des Grundbesitzes.

Gut, das sind nur ein paar Beispiele weltweit gesehen.

Wir sind ja hier schließlich in Deutschland!

Wir sind noch weit entfernt

Tja, dann schauen wir doch mal hier.

Nach wie vor sind Frauen in der Politik die Minderheit. Es werden Entscheidungen getroffen für Frauen, Familien, Kinder und das – logisch – von Männern. Diese Situation hat sich durch die neue Regierung noch weiter verschärft.

In den Vorständen deutscher DAX Unternehmen finden sich mehr „Christians“, als Frauen überhaupt! Das ist nicht neu. Vor einigen Jahren war der Unterschied nur, dass der Vorname „Michael“ und „Andreas“ war.  Ansonsten auch hier Business as usual.

Führungspositionen sind auch heute von zu über 70% von Männern besetzt.

Die Universitäten sind voll von jungen und bestens ausgebildeten Frauen. Und sie stellen oft mehr als die Hälfte der Studierenden. Später nimmt ihre Zahl im Berufsleben und den qualifizierten Job rapide ab.

Es gibt jede Menge Fotos in der Presse oder den sozialen Medien von wichtigen Konferenzen und Tagungen, egal, ob es um Sicherheit, Frieden oder die Wirtschaft geht. Oft sitzen dort 20 Männer oder mehr am Tisch. Die einzige Frau, die es in diesen Raum geschafft hat, ist die, die den Kaffee bringt, den Tisch gedeckt oder die Plätzchenteller hinstellt hat.

Zum Bedienen reicht es bei der Frau noch. Genauso wie zu Hause.

Auch heute leisten Frauen neben dem geringer bezahlten Job den Hauptteil der Care-Work. Und müssen sich dann sagen lassen, dass es ja keine qualifizierten Frauen für die ausgeschriebene Stelle gibt.

„Wir würden die Stelle ja gerne mit einer Frau besetzen, aber die Bewerbungen bleiben einfach aus.“ Ja, klar!

Und auch nach dem x-ten Weltfrauentag verdienen Frauen im Schnitt 18% weniger als Männer für die gleiche Leistung.

Jede zweite Frau kann ihre Existenz nicht sichern

Laut einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB können 53% der arbeitenden Frauen langfristig nicht über die Runde kommen und ihre Existenz langfristig sichern.

Und es wird noch schlimmer! Rund 70% der erwerbstätigen Frauen können langfristig nicht für sich und ihr Kind oder ihre Kinder sorgen.

Wird sich etwas verändern?

Auch dieser Weltfrauentag wird nichts verändern. Ich befürchte sogar das Gegenteil. Mich beschleicht nämlich immer mehr das Gefühl, dass wir in kleinen Schritten wieder zurück gehen.

Mit einem Erstarken der AFD, die Frauen gerne wieder in der heimischen Rolle als Hausfrau und Mutter sehen würde oder einem Merz, der die Meinung vertritt, dass Frauen für Ministerposten nicht geeignet sind, kommen wir nicht weiter, aber auf jeden Fall zurück!

Und ja, es regt sich viel Widerstand. Es gibt wunderbare Frauen auf allen sozialen Medien, die sachlich, fundiert und offen über die Missstände im Patriarchat unermüdlich aufklären.

Und es ist unfassbar, mit welchem Hass sie konfrontiert werden.

Krass, wie Männer ihre frauenverachtenden Meinungen und Videos in den sozialen Medien unter ihrem eigenen Account zeigen. Welche Hass-Posts sie unter ihrem Namen machen! Völlig angstfrei und ohne jedes Schamgefühl, denn Konsequenzen scheint es ja nicht zu haben!

Das ist schon alles unvorstellbar für mich, ehrlich!

Das macht mich richtig wütend

Was mich allerdings noch viel wütender macht, sind zwei Dinge.

Es scheint immer mehr Frauen zu geben, die anscheinend zurück wollen in das alte Rollenbild. Die sich bei den Hasskommentare gegen Frauen anschließen und die andere Frauen sogar dafür zu verachten scheinen, wenn sie sich für Frauenrechte einsetzen.

Noch schlimmer, sie fallen Frauen in den Rücken.

Unvorstellbar, wie viele Ehefrauen in Frankreich beim Prozess gegen Dominique Pélicot und ihre eigenen Männer behaupteten, wie wundervoll ihre Männer im Grunde seien. Klar, da spielt eine Menge Angst mit. Angst vor dem Alleinsein, wenn man so einen Mann verlässt. Oder auch Angst vor der Schande. Besser alles leugnen.

Madeleine Albright hat gesagt „There is a special place in hell for women who do not support other women!“

Warum geht es nicht gemeinsam?

Und das zweite ist, dass ich es unverständlich finde, warum Männer so große Widerstände haben, wenn es um Feminismus geht.

Es gibt viele wirklich wundervolle Männer, ganz sicher.

Und es geht doch auch überhaupt nicht Männer gegen Frauen!

Aber:

Warum unterstützen sie die Frauen dann nicht?

Warum werden sie nicht mit uns laut?

Warum greifen sie nicht ein? Wenn zum Beispiel der Kumpel Peter wieder mal eine sexistische Bemerkung macht. Wenn ein Kollege zur neuen Mitarbeiterin sagt, sie sei ja echt süß und er würde sie gerne mal „richtig onboarden“.

Von den vielen Femiziden in Deutschland und den sexuellen und gewalttätigen Übergriffen gegen Frauen will ich gar nicht reden.

Warum müssen Frauen sich im Dunkeln auf dem Heimweg alleine fürchten vor Männern? Warum können sie nicht auf den Schutz der „anderen“ Männer hoffen und darauf vertrauen? Wir reden doch hier von einer Minderheit an Männern, die sich gewalttätig gegenüber Frauen verhalten, oder?!

Gemeinsam statt gegeneinander

Warum ist es anscheinend so schwer, an einem Strang zu ziehen?

Auch für Männer wird es in einer gleichberechtigten Welt leichter.

Ein Miteinander statt ein Gegeneinander. Gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung. Wäre das nicht viel schöner? Macht es nicht viel mehr Spaß, gemeinsam und auf Augenhöhe zu leben, zu reden oder zu lachen?

Dazu gehört natürlich auch ein gewisses Selbstvertrauen. Kein kleines fragiles Ego, was sich dadurch erhöhen will, indem es andere erniedrigt.

Fazit

Ist es also eine Frage, ob es einen Welt-Frauentag braucht?

Ganz ehrlich, ich würde sehr gerne auf diesen Feiertag verzichten.

Wenn es bedeutet, dass Männer und Frauen in gegenseitiger Wertschätzung und gleichberechtigt sich um die Geschicke der Welt kümmern würden. Beide mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Stärken.

Solange wir allerdings noch so viele Bereiche haben, in denen von Gleichberechtigung nicht die Rede sein kann, machen wir weiterhin regelmäßig darauf aufmerksam! Und wenn es nur einmal im Jahr am Welt-Frauentag ist.

Wie siehst du das?

Welche Gedankenmachst du dir zu dem Thema?

Ich freue mich auf deinen Kommentar!

https://www.unlimited_woman.com

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